Frank-Walter Steinmeier trifft in Münster Vertreter von Berufsgruppen, die sich in der Corona-Krise besonders engagieren
Die Heimleiterin des Seniorenheims Haus St. Josef, Astrid Thiele-Jérome, ist am kommenden Dienstag, 29. September, zu einem Gespräch mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Münster eingeladen.
Im Anschluss an den Staatsbesuch von König Willem-Alexander aus den Niederlan-den anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Deutsch-Niederländischen Corps nimmt sich das deutsche Staatsoberhaupt 75 Minuten Zeit, um mit vier engagierten Bürgerinnen und Bürgern verschiedener Arbeitsbereiche zu sprechen, die durch die Corona-Krise besonders betroffen sind. Dazu gehört auch die Pflege. Die weiteren Gesprächsteilnehmer werden eine Polizistin, ein Straßenreinigungs-Mitarbeiter und ein selbstständiger Einzelhändler sein.
„Am vergangenen Donnerstag hat mich das Bundespräsidialamt zu Hause angerufen. Ich konnte das erst gar nicht glauben“, berichtet Astrid Thiele-Jérome. Die Heimleiterin ist vom Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland e.V. als eine von vier Kandidatinnen und Kandidaten für das Gespräch vorgeschlagen worden. Geschäftsführer dieses Verbandes in Berlin ist Andreas Wedeking, der das Seniorenheim St. Josef bis Ende 2018 geleitet hatte. „Er hatte mich schon vor Monaten darüber informiert, dass er mich vorschlagen würde, weil er ja auch intensiv verfolgt hat, wie wir in Wadersloh mit der Corona-Situation umgehen“, sagt Astrid Thiele-Jérome – „aber ich hätte nie damit gerechnet, tatsächlich eingeladen zu werden.
Eigene Quarantäne- und Isolierstation
Zu den getroffenen Maßnahmen im Haus St. Josef gehörte beispielsweise die Einrichtung einer Quarantäne-Station für neue Bewohnerinnen und Bewohner. Für Besuchsgäste wurden eigene Begegnungsbereiche unter Berücksichtigung von Hygienevorgaben geschaffen. Und das nebenan liegende Quartierszentrum hat das Mitarbeiterteam vorsichtshalber sogar zu einer Isolierstation umfunktioniert. „Die musste bisher nicht in Anspruch genommen werden“, freut sich Astrid Thiele-Jerome. Denn in den Einrichtungen des Verbundes der Seniorenhilfe SMMP der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel, dem auch das Haus St. Josef angeschlossen ist, hat es noch keinen Infektionsfall gegeben.
Freizeitangebote und Dienstleistungen, die üblicherweise externe Dienstleister übernehmen, haben eigene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weitergeführt. Dazu gehört der eigene Frisörsalon. Pflegedienstleiter Alexander Hauffen hat als ausgebildeter Musikgeragoge das musikalische Programm im Haus übernommen. Und Altenpflegerin Martina Drews, die auch ausgebildete Seelsorgerin ist, feiert mit den Bewohnerinnen und Bewohnern Gottesdienste. So brachten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser Phase ihre vielseitigen Qualifikationen und Fähigkeiten in den Alltag des Seniorenheims ein – bis heute. „Davon will ich dem Bundespräsidenten gerne berichten“, sagt Astrid Thiele-Jerome.
Dauerhafte Wertschätzung für die Pflege wäre schön
Die 55-Jährige freut sich, dass Frank-Walter Steinmeier der Pflege mit diesem Ge-spräch seine Anerkennung entgegenbringt. „Auch die Bonuszahlung an die Pflege-kräfte war ein sehr positives Zeichen der Politik“, sagt die Heimleiterin. Als Stellver-treterin für die Altenpflege möchte sie aber auch einige Wünsche äußern: „Schön wäre es natürlich, wenn unserer Branche dauerhaft mehr Anerkennung zuteil käme – nicht nur in Krisenzeiten.“ Das bezieht sie auch auf die öffentliche Berichterstattung in bundesweit erscheinenden Zeitungen oder im Fernsehen: „Wenn es Probleme in einem Heim gibt, wird sofort groß darüber berichtet. Aber es gibt so viele au-ßergewöhnlich positive Geschichten, die viel zu wenig Beachtung finden.“
Nun freut sie sich auf das Gespräch am Dienstag. „Die Pflege ist für mich der schönste Beruf, den es gibt“, betont sie – und sie hofft, auch etwas von ihrer Begeisterung für diese wichtige Aufgabe vermitteln zu können.