Vor mir sitzt eine ältere freundliche Dame und lächelt mich schon fast etwas verlegen an, denn ihr ist es eigentlich gar nicht recht, dass ich so viele Fragen zu ihrer Person stellen möchte. Doch ich bin, glaube ich, nicht alleine, wenn ich die Meinung vertrete, dass zu so einem besonderen Tag einmal die Person der guten Seele unserer Gemeinde Wadersloh ins Rampenlicht gestellt werden sollte.
Jeder, der schwierige Lebenssituationen zu durchleben hat, darf sich ihrer anteilnehmenden Worte und des Gebets sicher sein. Ganz besonders häufig wirkt sie im Stillen – hinter verborgenen Türen, wo Menschen oft alleine sind, wenn Sie den Weg hinüber gehen.
Aber fangen wir von vorne an. Am 14. Dezember 1933 erblickt sie das Licht dieser Welt. Mit jungen 20 Jahren tritt sie am 07.10.1954 in den Orden der Franziskanerinnen Münster Mauritz ein. Im Mutterhaus, im Franziskuskrankenhaus in Münster erlernt sie den Beruf der Krankenschwester. Stationen Ihres Werdegangs sind Datteln, Bonn – hier hat sie die Altenseelsorgeausbildung gemacht. „Da fällt mir eine Geschichte ein“, werde ich unterbrochen: „Da saß eine ältere Dame und ruft: Hier läuft eine Ordensfrau – ist die echt?“ herzliches Lachen von meinem Gegenüber. 1989 wird sie vom Orden nach Wadersloh geschickt. Das Generalvikariat hat sie für die Altenseelsorge in den Waderslohern Altenheimen bestimmt. Fortan ist sie aus dem Curanum, Seniorenheim Stritzel und Seniorenheim St. Josef in Wadersloh nicht mehr weg zu denken. Sie versieht Küsterdienste, organisiert kleine Gebetskreise für die Senioren, bereitet Gottesdienste inhaltlich vor, spielt Flöte, Gitarre oder Orgel. Hilft in den Wohnstuben mit, reicht das Essen an, hört den Senioren und ihren Angehörigen zu, hat auch immer ein offenes Ohr für die Mitarbeiter in den Einrichtungen, kommt wenn sie gerufen wird. Denn „keiner soll alleine sein, wenn er hinüber geht, – wenn ich helfen kann, gerne“, erklärt sie immer wieder.
Als ich sie frage, was Glück für sie bedeutet, bekomme ich erst einmal eine längere Pause zur Antwort, und dann „Nun, das hat mit Zufriedenheit zu tun. Und dass ich viele Kinder und ältere Menschen glücklich machen kann“.
Auf meine Frage „Dienst mit 80“ bekomme ich die kecke Antwort: „Wenn ich nicht mehr kann, sage ich das selber. Es ist ein großes Geschenk, dass ich noch so vieles kann. Wichtig ist, dass man jeden Tag sehr bewusst lebt. Ich richte mich mit 80 nicht auf’s Alter ein. Meine Kraft kommt von Gott, aus dem Gebet und von Menschen, die mir begegnen.
Zum Ende unseres Gespräches bitte ich um ein abschließendes Wort: „Ich möchte noch viele Jahre wirken und Menschen glücklich machen, andere Menschen eine Strecke weit begleiten“. Dann werde ich auf das Leitwort des Franziskus hingewiesen: Friede und Heil.
DANKE, 80 Jahre SR. LEONIE
Ihrer Einladung stellt Sr. Leonie einen Satz vorne an: „ Du, Herr, bist der Weg auf dem ich versucht habe zu gehen, bis heute zu meinem achtzigsten Geburtstag“.
Wir gratulieren von ganzem Herzen und wünschen zum Geburtstag alles Gute, Glück und Gottes Segen. Mögen Sie weiterhin sicher und behütet auf diesem Weg gehen können.
Andreas Wedeking (Seniorenheim St. Josef) im Gespräch mit Sr. Leonie.