Ein Projektbericht aus dem Sozialpraktikum des Johanneums
„Es war schrecklich! Wir mussten uns mit unseren Kleidern in die Betten legen und sollten schlafen, aber eigentlich haben wir nur darauf gewartet, dass es wieder losging. Das uns diese schrecklichen Sirenen hochschrecken und wieder flüchten lassen. Mutter drückte mir das Baby in die Hand, weil ich schneller laufen konnte als sie. Und so rannten wir los – hoffend, dass wir bevor die ersten Schüsse fielen, am Bunker waren – in Sicherheit.“
Diese und noch viele andere Geschichten erzählen uns die Bewohner des Seniorenheims St. Josef Wadersloh. Es sind aber durchaus nicht alle nur negativ. Meist liegen die glücklichsten Ereignisse in ihrer Kindheit. Sie berichten von Ausflügen zum Nachbarsapfelbaum bis hin zum gemeinsamen Einkochen des gesammelten Obsts zusammen mit ihrer Mutter. Zwar ist es unvermeidbar auch über die schlechten Zeiten zu reden, immerhin gehört leider auch dieser Teil noch mit zu ihrer Kindheit bzw. frühen Jugend.
„Wir hatten unbeschreibliche Angst, auch wenn man es zu diesem Zeitpunkt möglichst verdrängte. Zusammen mit den anderen Menschen hockten wir in dem viel zu kleinen Bunker und bangten um die Zukunft. Wie lange würde der Angriff noch dauern? Würden sie den Bunker entdecken? Oder womöglich sogar angreifen? Würden wir unversehrt nach Hause zurückkehren? Alle diese Fragen kreisten in meinem Kopf. Und bestimmt nicht nur in meinem. Als dann endlich die zweite Sirene zu hören war, atmeten wir alle auf. Aber die Angst war noch nicht verflogen. Mit klopfendem Herzen gingen wir zurück nach Hause.
Der letzte Funke Angst verschwand, als wir unser Haus erblickten. Es stand noch da – völlig unberührt. Mutter hatte uns immer gesagt, wir sollen uns ein Bündel mit Kleidern packen, für den Fall, dass unser Haus bei einem Angriff zerstört wird …“
Geduldig hörten wir uns auch die schrecklichen Geschichten der Bewohner an und am Ende glaubten wir sogar ein Lächeln auf den Gesichtern zu sehen, als sie sich mal wieder an die schönen Dinge erinnerten.
Im Großen und Ganzen hat uns das Sozialpraktikum hier sehr gefallen und wir haben viele neue Erfahrungen und Eindrücke gesammelt, die wir sonst vielleicht verpasst hätten. Wir sind sehr froh, dass wir beschlossen haben, an dem Sozialpraktikum teilzunehmen.
Myriam Stukenkemper