Rita Süssmuth besucht das Haus St. Josef in Wadersloh und stellt sich den Fragen des demografischen Wandels
„Es gibt viele Senioreneinrichtungen die von sich behaupten, dass sie für die Menschen da sind. Aber hier spürt man, dass das auch umgesetzt wird“, schätzte sich die ehemalige Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth glücklich, die Schirmherrschaft für das Haus St. Josef in Wadersloh übernehmen zu können.
Am Donnerstag, 9. September, war sie zum ersten Mal seit 23 Jahren wieder an dem Ort, an dem sie die ersten zwölf Jahre ihrer Kindheit verbracht hatte. „Damals war vieles noch nicht so anonym wie heute. Wir wurden in unserer Bauernschaft an einer kleinen Schule altersübergreifend unterrichtet. Und wenn man was wollte, wusste man, an wen man sich wenden kann“, sagte sie im Gespräch mit der Hausleitung und einigen Bewohnerinnen. Das sei in der heutigen Zeit, in der viele Menschen Orientierung suchen, ganz anders. „Aber dieses Haus ist mit seinen 68 Bewohnern überschaubar und bietet den Kindern von damals eine neue Heimat“, erklärte sie bei ihrem Besuch.
Einrichtungsleiter Andreas Wedeking stellte Rita Süssmuth das Haus vor und bestätigte: „Alle Zimmer sind belegt. Und bei dem Rundgang werden Sie sehen, dass dieses Haus lebt. Und obwohl 60 Prozent unserer Bewohnerinnen und Bewohner demenziell verändert sind, sind alle in die Gemeinschaft integriert.“ Die Architektur und die Ausstattung seien ganz auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet: von der schattenfreien Beleuchtung über die das barrierefreie Wellness-Bad bis zum in Wegeschleifen angelegten Demenzgarten.
Gern sah sich Rita Süssmuth die verschiedenen Wohnbereiche an. Bewohnerin Anni Bröcher zeigte ihr sogar ihr Zimmer. Und die Vorsitzende des Bewohner-Beirates, Gertrud Danilin, bestätigte: „Die Atmosphäre ist angenehm. Man spürt den christlichen Geist. Auch durch die Ordensschwester vor Ort.“
Nach dem Besuch im Haus St. Josef nahm Rita Süssmuth noch auf dem Podium Platz. Die Seniorenhilfe St. Josef hatte den prominenten Besuch zum Anlass genommen, im Pfarrzentrum St. Michael ein Expertenforum zu den brennenden Fragen des demografischen Wandels auszurichten. An dieser Diskussion unter Leitung der ARD-Moderatorin Claudia Kleinert nahmen neben der früheren Bundestagspräsidentin noch Generaloberin Schwester Aloisia Höing, Roland Weigel als Berater zahlreicher Einrichtungen der Seniorenhilfe, der Gerontologe Dr. Karl Ott und Ludger Dabrock als Geschäftsführer der SMMP-Einrichtungen und Dienste teil. Und dort bestätigte Rita Süssmuth, was sie vorher im Haus St. Josef gesehen hatte: „Wir müssen uns den Menschen zuwenden. Hier gelingt das. Doch der Faktor Zeit wird nicht honoriert. Stattdessen wird der bürokratische Aufwand in der Pflege immer größer.“
Süssmuth appellierte an die Verantwortlichen aus allen Bereichen, die Potenziale älterer Menschen zu erkennen und ihnen mit Würde zu begegnen. Und sie warnte insbesondere die Politik davor, die drängenden Fragen des demografischen Wandels zu verdrängen: „Die Menschen denken über ihre Zukunft viel mehr nach als wir uns das in der Politik oft eingestehen.“
Einen ausführlichen Bericht über das Forum unter der Überschrift „Demografischer Wandel – was tun?“ lesen Sie auf der Website der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel unter www.smmp.de.