„Dementia Care Mapping“ in St. Josef
Wissenschaftliches Verfahren für optimale Pflegequalität im Wadersloher Seniorenheim
WADERSLOH. Eine wichtige Voraussetzung für das Wohlbefinden Demenzkranker ist neben einer qualifizierten Pflege vor allem die menschliche Nähe. Denn nur eine fürsorgliche und liebevolle Betreuung schafft Vertrauen. Sie sorgt dafür, dass die Einrichtung nicht Heim, sondern Heimat für pflegebedürftige Senioren ist. Das wissenschaftliche Verfahren des Dementia Care Mapping (DCM), das man im Seniorenheim St. Josef in Wadersloh anwendet, bietet darüber hinaus die Möglichkeit, durch die genaue Beobachtung demenzieller Patienten Pflegequalität zu sichern und optimal zu gestalten.
Die ältere Dame sitzt in ihrem Rollstuhl in der gemütlichen Wohnzimmerecke ihrer Wohngruppe. Gleich neben ihr hat ein Mitarbeiter des Seniorenheims St. Josef Platz genommen. Im Rahmen einer individuellen Betreuung nimmt er mit Hilfe einer Therapiepuppe durch Gesten und Sprache Kontakt zu der an Demenz erkrankten Bewohnerin auf. Dabei beobachtet und dokumentiert eine DCM-geschulte Kollegin ihre Reaktionen. Alle fünf Minuten wird der Tagesablauf der Seniorin erfasst und einer von 24 möglichen Verhaltenskategorien zugeordnet. Ob bei der individuellen Förderung – etwa bei der aktiven Teilnahme an der Essenszubereitung zum Erhalten der Selbstständigkeit – bei der Pflegebetreuung oder bei Beschäftigungsangeboten in der Gemeinschaft: Alles ist wichtig und wird aufgeschrieben. Zusätzlich schätzt die Betreuerin das Wohlbefinden der Bewohnerin ein und erfasst es auf einer sechsstufigen Skala.
„Das Verfahren, das wir hier in St. Josef einsetzen, nennt sich Dementia Care Mapping, kurz DCM. Es wurde an der Universität Bradford entwickelt und dient der Untersuchung der Pflege von Menschen mit Demenz. Mit der genauen Dokumentation von Tagesablauf und Reaktionen versuchen wir eine Übersicht zu erhalten und das Befinden unserer demenzkranken Bewohner zu ermitteln“, erklärt Pflegedienstleiterin Astrid Thiele-Jerome. Voraussetzung für diese Analyse-Methode ist eine zusätzliche Ausbildung zum DCM-Beobachter. „Wir legen Wert auf die Weiterbildung unserer Mitarbeiter. Denn in St. Josef wollen wir den Bewohnern eine Heimat bieten und das Altern und das Leben mit Demenz erleichtern. Dazu gehört auch, dass wir uns mit dem Leben eines jeden Bewohners auseinandersetzen.Wir arbeiten eng mit Angehörigen zusammen. Denn wir wollen wissen, welche Erfahrungen und Erlebnisse die Menschen geprägt haben. Dies ist auch insbesondere bei der Anwendung und Umsetzung des Dementia Care Mapping hilfreich. Wir kennen unsere Bewohner und können mit diesem Wissen ihre Reaktionen besser einschätzen“, erläutert Einrichtungsleiter Andreas Wedeking.
Mittlerweile greift die ältere Dame nach der Hand der Puppe. Sie reagiert auf die Zuwendung. Diese Reaktion wird von der Beobachterin mit einer positiven DCM-Bewertung versehen. Am Ende der Beobachtungseinheit werden alle Daten aufgearbeitet und in konkrete Aussagen gefasst. Insgesamt geben sie ein Stimmungsbild der demenzkranken Bewohnerin ab. Im Team wird die Beobachtung gemeinsam ausgewertet. So weiß jeder Mitarbeiter genau, welche Art und Weise der Kontaktaufnahme eine positive Stimmung bei der Seniorin auslöst. Diese Hinweise fließen in die weitere Pflegeplanung ein. Damit wird sichergestellt, dass alles was möglich ist zum Wohlbefinden der Bewohnerin umgesetzt wird. „DCM ist ein Verfahren, das wir bei der Betreuung unserer an Demenz erkrankten Bewohner sinnvoll einsetzen. Die Fachkompetenz allein ist aber nicht entscheidend. Demenzkranke Menschen brauchen das Gefühl noch da zu sein. Deshalb sind wir für sie da, mit viel Herz“, sagt die Pflegedienstleitung abschließend.